Ahle
Mit der Ahle werden beim Fadenheften die Löcher in die gefalteten Papierbogen vorgestochen.

Breitbahn (BB)
Die Laufrichtung verläuft entlang der kurzen Seite des Papierbogens (engl. long grain).

Buchblock
Gehefteter Innenteil eines Buches mit Vorsatz aber ohne Buchdeckel/-einband.

Büttenpapier
Dieser Oberbegriff umfasst zum einen die in der Bütte handgeschöpften Papiere mit ihrem charakteristischen Büttenrand, ebenso wie alle auf der langsamen Rundsiebmaschine gefertigten Papiere, die auch einen unregelmäßigen, ausgedünnten Rand aufweisen (Maschinenbütten).

Carta Varese
Italien besitzt eine lange Tradition in der Herstellung sogenannter Bunt- oder Fantasie-Papiere, wozu auch das Carta Varese zählt. Seit den Anfängen im Veneto des 17. Jahrhunderts wurden unterschiedlichste Vorbilder für die Gestaltung der kleinteiligen Muster gewählt: Ochsenjoche und geschnitzte Kinderwiegen, Haarkammverzierungen, Hochzeitstruhen oder Ex votos.
Zunächst war das Carta Varese handgemacht: Ein geschnitzter Holzblock wurde mit Temperafarbe, Dextrinleim und Stärke behandelt und dann auf Büttenpapier gepresst. Da der Druckstock meist um einiges kleiner war als das Papier, musste er mehrmals (etwa sechs Mal) aufgesetzt werden, bis das Blatt mit dem Muster gefüllt war. Ein charakteristischer Rand blieb dabei stets unbedruckt. Ende des 19. Jahrhunderts verwendete man das Lithografie-Verfahren, wodurch die Papiere noch einen gewissen Originalcharakter aufwiesen, jedoch die Anzahl der bedruckten Papiere bereits erhöht werden konnte. Mit Erfindung des Offset-Drucks stand das Buntpapier schließlich einem breiten Publikum zur Verfügung.

Chiyogami
Das traditionsreiche Japanpapier mit seinen leuchtenden Farben wurde ursprünglich als Material für kleine Papierobjekte wie Puppen oder Schachteln verwendet. Jeder einzelne Bogen des weißen Kozupapiers wird in einem aufwändigen Siebdruckverfahren per Hand gefertigt; die Papierränder bleiben dabei unbedruckt. Die immense Vielfalt der Muster und Farbkombinationen orientiert sich an japanischen Kimonostoffen.
Es lassen sich zwei unterschiedliche Gestaltungsweisen unterscheiden: Komon heißen die meist einfarbigen, kleinteilig-geometrischen Muster (ko = klein, mon= Muster, Wappen) und Yuzen ist eine Sammel-Bezeichnung für die farbenprächtigen, oft goldbesetzten Muster, benannt nach einem großen Fächermaler der Edo-Zeit, Miyazaki Yuzen.

DIN-Formate
Die DIN-Formate wurden 1922 vom Deutschen Normen-Ausschuss geschaffen. Für die verschiedenen Zwecke legte man die Reihen A, B und C fest. Die Reihe A ist die am meisten gebrauchte Vorzugsreihe, die auch das Format des Briefbogens (A4) und das der Postkarte (A6) enthält.
Die C-Reihe ist für Hüllen wie Briefumschläge, Mappen, Ordner gedacht. Die Fläche des größten A-Formats (A0) beträgt 1 qm. Die Seitenproportion (1:√2 oder 1,414...) wurde dabei so gewählt, dass sie beim Halbieren auf das nächstkleinere Format immer erhalten bleibt.

Fabriano
In der mittelitalienischen Kleinstadt Fabriano wird seit 1268 Papier geschöpft. Hier entwickelte man das Lumpenstampfwerk, das im 14. Jahrhundert die aus China von den Arabern überlieferten Handmörser ersetzte, bevor es schließlich im 18. Jahrhundert durch das Holländer-Mahlwerk abgelöst wurde. In Fabriano verwendete man erstmals tierischen Leim – Gelatine – statt Stärke, wodurch das Papier zum tauglichen Beschreibstoff werden konnte und die bis dahin benutzte Tierhaut (Pergament) verdrängte. Auch das Wasserzeichen hat seine Ursprünge in dieser Region.
Die kurz “Fabriano” genannte Papierfabrik hat ihre Ursprünge im 18. Jahrhundert. Das Unternehmen Cartiere Miliani wurde 1786 von Pietro Miliani durch den Zusammenschluss mehrerer kleiner Papiermühlen gegründet und gehörte bis in die 1930er Jahre der Familie Miliani. Diese Firma bildete dann die Basis für die Cartiere Miliani Fabriano, die noch heute größte Papierfabrik Italiens.

Falzbein
Werkzeug zum Rillen und Falten (Falzen) von Papieren oder Kartons, das klassischerweise aus Knochen (Bein) besteht, aber auch aus Teflon erhältlich ist.

Federspitzzirkel
Werkzeug, das bei Buchbindearbeiten zum Vermessen der Abstände benutzt wird.

Gaze
Ein mit Appret versteiftes, lockeres Baumwollgewebe, das zum Überkleben des Buchrückens eingesetzt wird und den strapazierten Falzbereich des Einbands verstärkt.

Hadern
Bezeichnung für Altkleider und Stoffreste, sogenannte Lumpen, aus denen bis zur Erfindung der Papiermaschine und der Verwendung von Zellstoff Papier gefertigt wurde. Dieses über lange Jahrhunderte einzige Rohmaterial zur Papierherstellung wurde von Lumpensammlern zusammengetragen (daher das spätere Schimpfwort Haderlump) und zu den Papiermühlen gebracht. Heutzutage werden keine Alttextilien sondern frische Baumwollfasern zur Fertigung besonderer Papiere verwendet. Im deutschen Sprachraum hat sich dennoch die Bezeichnung „hadernhaltig“ oder „100% Hadern“ als Qualitätsmerkmal neben “Baumwolle“ oder „Cotton“ erhalten.

Ingrespapier
Das Ingrespapier verdankt seinen Namen dem französischen Künstler Jean-Auguste-Dominique Ingres, der im 19. Jahrhundert zusammen mit der Papiermühle Arches ein dünnes Büttenpapier zum Zeichnen entwickelt hat. Die in der Folge entstandenen etwa 90 g leichten Papiere besitzen eine ausgeprägte Siebstruktur (vergé), eine schwache Leimung und eine relativ raue Oberfläche.

Kapitalband
Die kleinen, meist farbigen Stoffränder, die den oberen und unteren Buchrücken abschließen, waren ehemals handgestochen und wurden zur zusätzlichen Verfestigung des Buchrückens eingesetzt. Die industriell gefertigten Kapitalbänder dienen heutzutage lediglich der Verzierung.

Katazome
Dieses kostbare japanische Buntpapier wird mittels einer handgeschnittenen Schablone („Kata“) aufwändig Blatt für Blatt hergestellt. Als Schablone dient das feuchtigkeitsresistente Persimmonpapier (Shibugami), das auf das handgeschöpfte weiße Kozupapier gelegt wird. Eine gelatineartige Kleistermasse auf der Basis von Reisstärke wird aufgestrichen und macht die entsprechenden Stellen des darunterliegenden Papiers farbresistent (ähnlich wie Wachs beim Batiken). Nachdem der Kleister gut eingetrocknet ist, kann die Farbgestaltung mittels unterschiedlicher Siebdrucke beginnen. Die Pigmente dringen tief in das Kozugewebe ein, was den Farben ihre unnachahmliche Tiefe verleiht. Es folgt ein erneuter Trockenprozess, der die Farben extrem lichtecht macht. Zuletzt werden die Papiere in klarem Wasser langsam ausgewaschen, damit die Kleisterreste verschwinden. Danach erfolgt ein dritter Trockengang, was manchmal dazu führt, dass die Katazomepapiere etwas wellig sind. Dieses Verfahren entspricht der traditionellen Kimonotechnik und wurde Mitte des 20. Jahrhunderts in Japan erstmals auch für die Gestaltung von Papieren angewandt.

Laufrichtung
Maschinenproduzierte Papiere besitzen eine Laufrichtung. Auf dem schnelllaufenden Sieb richten sich die Papierfasern vorzugsweise in einer Richtung aus. Deshalb lässt sich das Papier parallel zur Laufrichtung leichter biegen und falten als quer dazu. Wenn das Papier feucht wird (z.B. beim Auftragen von Klebstoff), dehnt es sich in Dehnrichtung stärker als in Laufrichtung und zieht sich beim Trocknen wieder entsprechend stark zusammen. Bei Formatangaben wird die Dehnrichtung unterstrichen.
Handgeschöpfte Papieren weisen meist keine ausgeprägten Unterschiede auf, was die Ausrichtung der Fasern angeht. Da der Papierbrei (Pulpe) jedoch mit dem Schöpfrahmen manchmal mehr in die eine als in die andere Richtung bewegt wird, kann es auch bei handgemachten Papieren zu einer gefühlten Laufrichtung kommen.

Leporello
Mit zwei Decken eingefasstes Faltbuch aus nur einem einzigen langen Kartonstreifen, der sich wie eine Ziehharmonika öffnen und schließen lässt. Die Bezeichnung geht zurück auf die Erfindung von Don Giovannis gleichnamigem Diener, der die Liebschaften seines Herrn auf einem langen gefalteten Papierstreifen notiert hatte.

Literaturhinweise
Gill, Eric (1931): An essay on typography
Hughes, Sukey (1978): Washi. The World of Japanese Paper
Hunter, Dard (1947): Papermaking. The History and Technique of an Ancient Kraft
Müller, Lothar (2012): Weiße Magie. Die Epoche des Papiers
Renker, Armin (1929): Das Buch vom Papier
Stifter, Adalbert (1841): Die Mappe meines Urgroßvaters
Turner, Silvie (1998): The Book of Fine Paper
Zeier, Franz (1983): Schachtel, Mappe, Bucheinband

Origami
Oberbegriff für sämtliche Varianten der japanischen Faltkunst (oru = falten, gami = Papier). Typischerweise werden hierfür einfarbige oder gemusterte Papiere (ca. 80 - 100 g) im Quadratformat benutzt.

Ries
Diese Bezeichnung für ein Paket mit einer größeren Menge Papier leitet sich von der alten arabischen Handelsmenge „rizmah“ ab. Heutzutage wird zwar eine genaue Bogenanzahl pro Ries angegeben, doch ist diese nicht per Hand gezählt, sondern wird maschinell in der Fabrik abgesteckt und meist dort schon abgepackt. Die tatsächliche Menge kann manchmal um wenige Bogen pro Ries nach oben oder unten schwanken.

Rundsieb
Das traditionelle Verfahren der Papierherstellung auf dem Rundsieb unterscheidet sich wesentlich von der schnelleren und effizienteren Herstellung auf den großen Langsiebmaschinen. Auf den Rundsiebmaschinen entsteht sogenanntes Maschinenbütten mit Büttenrand, das aufgrund der langfaserigen Inhaltsstoffe besonders stabil ist und auch bei Wasserauftrag nicht wellig wird.

Schärfmesser
Um beim Buchbinden dickes Leder leichter um Kanten herumführen zu können, benutzt man dieses Werkzeug zum Ausdünnen des Leders.

Schmalbahn (SB)
Die Laufrichtung verläuft entlang der langen Seite des Papierbogens (engl. short grain).

Schrenz
Papiere oder Kartons, die aus unsortiertem Altpapier hergestellt werden und daher von meist gräulicher Farbe sind. Schrenz dient unter anderem als Rückeneinlage zwischen Vorder- und Rückendeckel des Bucheinbands.

Shirting
Feines, stark appretiertes Falzgewebe aus Baumwolle, das zum Verstärken von Buchlagen und Landkarten oder für Scharnierverbindungen eingesetzt wird.

Urushi
Urushi, oder auch Lackpapier, ist, wie das Chiyogami, ein handgefertigtes Siebdruckpapier. Es verdankt seinen Namen dem japanischen Wort für einen Naturlack, der aus dem ostasiatischen Lackbaum gewonnen wird. Der Lack wird traditionellerweise mit roten Pigmenten versehen, um dann über das Sieb auf ein zuvor schwarz bedrucktes Kozupapier Bogen für Bogen aufgebracht zu werden.

Vergé/Velin
Italienisch: vergata/velato, Englisch: laid/wove. Die französische Bezeichnung dient der Unterscheidung, ob ein Papier über eine sichtbare Siebstruktur verfügt, also "gerippt" ist oder nicht. Jahrhundertelang wurde in Europa mittels Drahtsieben aus der Bütte geschöpft. Dieses Vorgehen verlieh jedem Bogen eine prägnante Siebstruktur (vergé). Erst Mitte des 18. Jahrhunderts erfand der Engländer James Whatman ein Verfahren, diese Struktur aufzulösen und dem Papier eine samtartige, an den alten Beschreibstoff Pergament erinnernde Optik zu geben (velin). Nur wenig später wurde dieses homogene Aussehen im Zusammenhang mit den ersten maschinell erstellten Papieren zum Standard.

Vorsatz
Das Vorsatz oder Vorsatzpapier verbindet den Buchblock vorne und hinten mit dem Buchdeckel. Es stabilisiert das Buch als Ganzes und schützt das erste und letzte Blatt des Buches. Es gibt vor allem zwei Varianten von Vorsatz: häufig kommt ein einfarbiges, meist weißes, oft geripptes Material wie Ingrespapier zum Einsatz oder ein Buntpapier wie Carta Varese.

Washi
Allgemeine Bezeichnung für Japanpapiere (wa= japanisch, shi=Papier). Hierzu gehören die weißen und einfarbigen Papiere genauso wie die bedruckten, mehrfarbigen. Im engeren Sinne wird jedoch von washi meist im Zusammenhang mit den handgeschöpften, weißen Papieren gesprochen. Traditionelles washi wird mit den in Japan beheimateten Pflanzenfasern des Maulbeerbaums (Kozu) gemacht. Ebenso, wenn auch weniger häufig, kommen Mitsumata- und Gampifasern zum Einsatz. Der aufwändige Herstellungsprozess reicht vom Fasernschlagen und -kochen, über das Aussortieren der Restrinde bis zum eigentlichen Schöpfen im Sieb und dem nachfolgenden Trocknungsprozess, der entweder im Freien oder auf speziellen Maschinen erfolgt.

Wasserzeichen
Oft nur bei Lichtdurchlass erkenntliche, filigrane Bildzeichen im Papier, welche in den Anfängen der Papierherstellung dazu dienten, die Produkte der verschiedenen ortsansässigen Mühlen voneinander zu unterscheiden. Erreicht wurde diese Markierung durch einen entsprechend geformten Draht, der in das Schöpfsieb integriert wurde und an dieser Stelle eine dünnere Papierstärke hervorbrachte. Als Herkunfts- und Geschäftszeichen findet es auch heute noch bei zahlreichen Papieren Verwendung.

Zeichenband
Schmales Viskoseband, auch Zeichenlitze genannt, das als Lesezeichen in Büchern oder Kalendarien Verwendung findet.

Zerkall
Die Papierfabrik Zerkall Renker & Söhne liegt in der Nordeifel, in Zerkall an der Rur. Bereits im 16. Jahrhundert existierte hier eine Mühle, die unterschiedlichen Zwecken diente, bis man sie 1888 für die Papierherstellung einrichtete. Seit der Übernahme durch den Dürener Papierfabrikanten Gustav Renker und nach dem Eintritt der Söhne Max und Armin entstand hier eine Feinpapierfabrik, die bis heute Büttenpapiere herstellt und sie als Zerkall Bütten weltweit vermarktet.